Bei der bestandsorientierten, fortlaufenden Verbuchung von Materialaufwand werden die Rohmaterialien und Fertigprodukte mit Lieferung und im laufenden Geschäftsjahr kontinuierlich als Lagerbestand erfasst. Diese Methode ist die gebräuchlichste Methode für Unternehmen mit hohem Materialverbrauch. Im Nachfolgenden ein Beispiel mit einem Kerzenmacher:
Ein Kerzenmacher produziert Kerzen aus Wachs und Dochten. Zum Gießen der Kerzen benötigt er Holzkohle. Wachs, Dochte und Holzkohle kauft er und lagert diese ein. Wachs kauft er eigentlich in größeren Abständen, da Bienen eine Weile für die Erzeugung benötigen, das Wachs dann aber in großer Menge „geerntet“ werden kann. Im nachfolgenden Beispiel kann der Kerzenmacher jedoch nur kleinere Mengen bei den Imkern erwerben. Zufällig entsteht dadurch ein Beispiel, das direkt mit dem des Töpfers vergleichbar ist. Er startet mit einem Guthaben von 100 Gulden.
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1. Einkauf von Wachs
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 25 G
per 1406 Vorsteuer 5 G
an 1600 Kasse 30 G
2. Einkauf von Dochten
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 5 G
per 1406 Vorsteuer 1 G
an 1600 Kasse 6 G
3. Einkauf von Holzkohle
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 10 G
per 1406 Vorsteuer 2 G
an 1600 Kasse 12 G
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4. Gießen von Kerzenrohlingen aus etwa der Hälfte der Materialien
per 5000 Materialaufwand 16 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 16 G
per 5000 Materialaufwand 6 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 6 G
per 1050 Vorräte (unfertige Erzeugnisse) 30 G
an 4810 Bestandsveränderungen (unfertige Erzeugnisse) 30 G
(Wachs 14 G + Dochte 2 G + Holzkohle 6 G + Arbeitsleistung 8 G = 30 G)
5. Feinarbeit und Dekoration der Hälfte der Kerzenrohlinge
per 4810 Bestandsveränderungen (unfertige Erzeugnisse) 15 G
an 1050 Vorräte (unfertige Erzeugnisse) 15 G
per 5000 Materialaufwand 1 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 1 G
per 1100 Vorräte (Fertigerzeugnisse) 25 G
an 4800 Bestandsveränderungen (Fertigerzeugnisse) 25 G
(unfertige Erzeugnisse 15 G + Wachs 1 G + Arbeitsleistung 9 G = 25 G)
6. Verkauf von mehr als Dreiviertel der Kerzen mit 5 G Gewinn (bspw. durch gutes Verhandeln)
per 1600 Kasse 30 G
an 4400 Umsatzerlöse 25 G
an 3806 Umsatzsteuer 5 G
per 4800 Bestandsveränderungen 20 G
an 1100 Vorräte 20 G
7. Einkauf von Wachs
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 25 G
per 1406 Vorsteuer 5 G
an 1600 Kasse 30 G
8. Einkauf von Holzkohle
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 10 G
per 1406 Vorsteuer 2 G
an 1600 Kasse 12 G
9. Gießen von Kerzenrohlingen aus etwa der Hälfte der Materialien
per 5000 Materialaufwand 16 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 16 G
per 5000 Materialaufwand 6 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 6 G
per 1050 Vorräte (unfertige Erzeugnisse) 30 G
an 4810 Bestandsveränderungen (unfertige Erzeugnisse) 30 G
(Wachs 14 G + Dochte 2 G + Holzkohle 6 G + Arbeitsleistung 8 G = 30 G)
10. Feinarbeit und Dekoration eines Großteils der Kerzenrohlinge
per 4810 Bestandsveränderungen (unfertige Erzeugnisse) 30 G
an 1050 Vorräte (unfertige Erzeugnisse) 30 G
per 5000 Materialaufwand 2 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 2 G
per 1100 Vorräte (Fertigerzeugnisse) 50 G
an 4800 Bestandsveränderungen (Fertigerzeugnisse) 50 G
(unfertige Erzeugnisse 30 G + Wachs 2 G + Arbeitsleistung 18 G = 50 G)
11. Verkauf von mehr als Dreiviertel der Kerzen mit 3 G Verlust (bspw. durch schlechtes Verhandeln, Rabatte)
Rabatte werden eigentlich auf einem gesonderten Konto erfasst. Auf einem Wochenmarkt ist jedoch die Erfassung der einzelnen Verkäufe nur sehr schwer möglich und auch nicht notwendig. Daher sind in unserem Beispiel die Rabatte im Konto Umsatzerlöse enthalten.
per 1600 Kasse 54 G
an 4400 Umsatzerlöse 45 G
an 3806 Umsatzsteuer 9 G
per 4800 Bestandsveränderungen 48 G
an 1100 Vorräte 48 G
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12. Inventur, es werden folgende Bestände erfasst:
• Wachs 19 G
• Dochte 1 G
• Holzkohle 8 G
• unfertige Erzeugnisse 15 G
• Fertigerzeugnisse 7 G
Die Lagerbestände aus der Inventur und die in der Buchhaltung erfassten Bestände stimmen überein. Eine Korrekturbuchung ist daher nicht notwendig.
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