Bei der Methode der bestandsorientierten, nachträglichen Verbuchung von Materialaufwand werden Einkäufe von Rohmaterialien im Lagerbestand in der Bilanz erfasst. Die Verbuchung des Verbrauchs der Rohmaterialien erfolgt jedoch erst nach Abschluss des Geschäftsjahres oder der Geschäftsperiode mit der erfolgten Inventur. Die Lagerbestände der Fertigprodukte werden bei dieser Methode ebenfalls erst nachträglich ermittelt. Damit werden innerhalb der Geschäftsperiode die Lagerbestände der Rohmaterialien zu hoch ausgewiesen und der Materialaufwand ist erst nach Abschluss der Geschäftsperiode bekannt. Dazu das folgende Beispiel eines Gürtelmachers:
Ein Gürtelmacher produziert Gürtel aus Leder, Nieten und Schnallen. Zum sauberen Verarbeiten der Kanten benötigt er Zwirn. Die Schnallen und Nieten kauft er beim Schmied, das Leder erwirbt er von Bauern. Die Gürtel verkauft er in einfachem, aber dekorativen Stil. Sein Vermögen beträgt 100 G. Das Beispiel ist mit denen des Kerzenmachers und des Töpfers vergleichbar.
|
1. Einkauf von Schnallen und Nieten
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 25 G
per 1406 Vorsteuer 5 G
an 1600 Kasse 30 G
2. Einkauf von Zwirn
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 5 G
per 1406 Vorsteuer 1 G
an 1600 Kasse 6 G
3. Einkauf von Leder
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 10 G
per 1406 Vorsteuer 2 G
an 1600 Kasse 12 G
|
|
4. Schneiden der Gürtel und anbringen der Schnallen und Nieten
(Schnallen und Nieten 16 G + Leder 6 G + Arbeitsleistung 8 G = 30 G)
5. Feinarbeit und Dekoration der Hälfte der halbfertigen Gürtel
(unfertige Erzeugnisse 15 G + Zwirn 1 G + Arbeitsleistung 9 G = 25 G)
6. Verkauf von mehr als Dreiviertel der Gürtel mit 5 G Gewinn (bspw. durch gutes Verhandeln)
per 1600 Kasse 30 G
an 4400 Umsatzerlöse 25 G
an 3806 Umsatzsteuer 5 G
7. Einkauf von Schnallen und Nieten
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 25 G
per 1406 Vorsteuer 5 G
an 1600 Kasse 30 G
8. Einkauf von Leder
per 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 10 G
per 1406 Vorsteuer 2 G
an 1600 Kasse 12 G
9. Schneiden der Gürtel und anbringen der Schnallen und Nieten aus etwa der Hälfte der Materialien
(Schnallen und Nieten 16 G + Leder 6 G + Arbeitsleistung 8 G = 30 G)
10. Feinarbeit und Dekoration eines Großteils der halbfertigen Gürtel
(unfertige Erzeugnisse 30 G + Zwirn 2 G + Arbeitsleistung 18 G = 50 G)
11. Verkauf von mehr als Dreiviertel der Gürtel mit 3 G Verlust (bspw. durch schlechtes Verhandeln, Rabatte)
Rabatte werden eigentlich auf einem gesonderten Konto erfasst. Auf einem Wochenmarkt ist jedoch die Erfassung der einzelnen Verkäufe nur sehr schwer möglich und auch nicht notwendig. Daher sind in unserem Beispiel die Rabatte im Konto Umsatzerlöse enthalten.
per 1600 Kasse 54 G
an 4400 Umsatzerlöse 45 G
an 3806 Umsatzsteuer 9 G
|
|
12. Inventur, es werden folgende Bestände erfasst:
• Schnallen, Nieten 18 G
• Zwirn 2 G
• Leder 8 G
• unfertige Erzeugnisse 15 G
• Fertigerzeugnisse 7 G
Nach der Inventur werden folgende Korrekturbuchungen notwendig:
per 5885 Bestandsveränderungen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 47 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (Bestand) 47 G
per 1050 unfertige Erzeugnisse (Bestand) 15 G
an 4810 Bestandsveränderungen - unfertige Erzeugnisse 15 G
per 1100 fertige Erzeugnisse (Bestand) 7 G
an 4800 Bestandsveränderungen - fertige Erzeugnisse 7 G
Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung liefern dann folgendes Ergebnis:
|
|