Die Simulation „MIT Beer Distribution Game“ stellt den Ablauf einer Logistikkette einer Brauerei zu den Einzelhändlern dar. Sie gehört zur Spieltheorie, einer Theorie über menschliche Entscheidungen, sowie der Theorie der Systemdynamik und der Kontrolltheorie.
Gezeigt wird ein komplexes System mit vier Akteuren, deren Verhalten auf unvollkommenen Informationen aufbaut und deren Entscheidungen mit einem gewissen Zeitverzug wirksam werden. Besonders in Stresssituationen können die Akteure die Gesamtwirkung ihrer Entscheidung in einem relativ einfachen Versuchsaufbau nicht überblicken und das System kollabiert.
Die Lieferkette besteht aus einer Brauerei, die Waren an ein Regionallager liefert. Dieses wiederum liefert Waren an einen Großhändler, der die Waren anschließend an einen Einzelhändler liefert. Auslöser der Bestellungen sind die Privatkunden des Einzelhändlers. Jeder Akteur kann in der gesamten Lieferkette nur die Bestellungen seines Kunden sehen und Bestellungen an seinen Lieferanten abgeben. Keiner der Akteure überlickt damit die gesamte Lieferkette. Kann ein Lieferant die Bestellung eines Kunden nicht bedienen, kostet ihn dies 2 G pro Stück und Runde. Waren auf dem Lager kosten ihn 1 G pro Stück und Runde. Die Kosten soll jeder der Akteure für sich minimierten. Die Kunden bestellen pro Runde 4 Stück an Waren, hier Bierkästen. Nach einer gewissen Zeit wird die Bestellmenge einmalig auf 5 Stück pro Runde erhöht. Diese einzelne Änderung reicht aus, um das Gesamtsystem kollabieren zu lassen. Selbst wenn die Akteure die Informationen über die gesamte Lieferkette erhalten, schaffen sie es in der Regel nicht, einen Kollaps des Systems zu verhindern.
Die Erkenntnisse aus dieser Simulation gingen unter anderem in die Bereiche der Steuerungs- und Regeltechnik mit ein. Es wird aber auch gezeigt, dass bei einfachen Rückkopplungen die Steuerung eines komplexen Systems unmöglich werden kann, wenn keine ausreichende Information über das Gesamtsystem bzw. zwischen den einzelnen Akteuren stattfindet. Ursache ist die Konzentration auf die eigene Entscheidung und die oft fehlende Betrachtung der Wirkung der eigenen Entscheidung auf die Entscheidung anderer.