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Ergebnisse aus dem MIT Beer Distribution Game

Die Nachfrage seitens des Marktes, also der Privatkunden, bleibt konstant, mit der Ausnahme einer einmaligen Erhöhung im Laufe des Spiels. Die Höhe der Nachfrageänderung spielt für den Ausgang des Spiels keine wesentliche Rolle. Mit der Erhöhung der Nachfrage am Markt beginnen auch die einzelnen Spieler in der Distributionskette ihre Nachfrage gegenüber ihrem Lieferanten zu ändern. Da jedoch nur der Einzelhändler die Nachfrageänderung vom Markt kennt und in der Nachfrage der Spielteilnehmer zusätzlich der Bedarf zur Erhöhung ihres jeweiligen Sicherheitsbestands enthalten ist, verstärkt sich die Nachfrage entlang der Lieferkette. Zusätzlich unterschätzen viele die Lieferverzögerung die sich innerhalb der Kette ergibt von, je nach Spielgestaltung, bis zu 8 oder 10 Runden. Gleichzeitig laufen die Lager der einzelnen Spielteilnehmer leer, so dass es rasch zu einer weiteren Nachfrage innerhalb der Lieferkette kommt, ohne dass vom Markt eine weitere Änderung kommt. Als Folge wird nach etwa 10 bis 15 Runden die gesamte Lieferkette mit Lieferungen „überschwemmt“, so dass alle Teilnehmer ihre Bestellungen reduzieren oder einstellen und daraufhin erneut alle Läger leerlaufen sowie die Nachfrage der Spielteilnehmer erneut in die Höhe schnellt.

Dieser sich aufschwingende, wellenartige Effekt wird Bullwhip-Effekt oder Peitscheneffekt genannt.

Ursachen des Peitscheneffekts

Als zentrale Ursache können die unzureichenden Informationen über die gesamte Lieferkette durch isoliert agierende Spieler gesehen werden. Es gibt jedoch weitere Ursachen, die eine unterschätzte Komplexität in die Entscheidungsfindung der einzelnen Teilnehmer bringen:

  • In den Bestellungen der Spieler sind auch Mengen zum Aufbau des Sicherheitsbestands im Lager enthalten. Da die Menge für das Lager einmalig ist, sie aber vom nachfolgenden Lieferanten als wiederkehrend betrachtet wird, verschätzen sich die Lieferanten zur weiteren Entwicklung der Marktnachfrage.
  • Anfänglich kann die Nachfrageänderung über die Läger bedient werden, so dass später, weitere Änderungen im Bestellverhalten, mit eigenen, verzögerten Reaktionen in den Lieferungen, hinzukommen und die der ersten Bestelländerung überlagern.
  • Die große Liefermenge nach einigen Runden überrascht die Spieler, die daraufhin mit Bestellstopps regieren und die Schwingungen erneut anfachen.
  • Die Verzögerung zwischen Bestellung und Lieferung wird von den Spielern zunehmend in den Entscheidungen vernachlässigt, so dass sie ihre eigenen Ausgleichsreaktionen als Fehlreaktion interpretieren und irrtümlich versuchen gegenzusteuern. Durch diese Überaktionen werden immer neue Schwankungen ausgelöst.

Nach vielen, duzenden Runden kann sich die Lieferkette eventuell wieder stabilisieren, jedoch entstehen bis dahin enorme Kosten für Lagerungen und fehlende Bedienung der Nachfrage.