Bei passiven Rechnungsabgrenzungsposten (abgekürzt PRAP) bzw. bei passiver Rechnungsabgrenzung (abgekürzt PRA) erfolgt die Zahlung durch einen Kunden in einer Periode vor dem Zeitraum, in dem eine Leistung erbracht wird. Die Periode kann ein Geschäftsjahr, aber auch ein Geschäftsquartal oder ein Monat sein. Der passive Rechnungsabgrenzungsposten entspricht damit einer Verpflichtung für eine Dienstleistung, die ein Unternehmen gegenüber einem Kunden hat. Der Unterschied zu Anzahlung und Vorkasse ist der Zeitraum. Bei einer Anzahlung oder bei Vorkasse wird zu einem Zeitpunkt geliefert oder geleistet.
Der Ziegenhirte Peter Wolf ist normalerweise mit seinen Geißen auf den Wiesen in den Bergen unterwegs. Eine Freundin von ihm, Adelheid Spyri, besucht ihn jeden Sommer. Für den Fall, dass Peter wieder erkrankt, so wie letztes Jahr an Mumps, auch bekannt als Ziegenpeter, will Adelheid das Hüten und Melken der Geißen üben, damit sie ihn auch mal vertreten kann. Da er dazu aber auch Eimer und Schemel benötigt, will er mit Adelheid nicht in den Bergen üben. Er pachtet daher eine Wiese am Rande des Dorfes für die kommenden Monate Juni bis August. Da Peter, oft auch als Geissenpeter benannt, aber immer knapp bei Kasse ist, möchte der Bauer, bei dem Peter die Wiese pachtet, den Geldbetrag von 33 G schon im Voraus. In diesem Betrag sind 10 % Mehrwertsteuer enthalten. Der Geissenpeter zahlt den Betrag wie vereinbart von seinem Lohn im Oktober.
Der Bauer bucht im Oktober den empfangenen Geldbetrag folgendermaßen nach der direkten Methode:
per 1600 Kasse 33 G
an 3900 Passive Rechnungsabgrenzung 30 G
an 3806 Umsatzsteuer 10 % 3 G
Bei der indirekten Methode wird zuerst so gebucht, wie als wenn keine Abgrenzung erfolgen würde, das heißt also erst einmal gegen das Umsatzkonto:
per 1600 Kasse 33 G
an 4400 Erlöse 10 % USt. 30 G
an 3806 Umsatzsteuer 10 % 3 G
Anschließend wird der Umsatz wieder korrigiert und der abzugrenzende Anteil gegen den passiven Rechnungsabgrenzungsposten gebucht:
per 4400 Erlöse 10 % USt. 30 G
an 3900 Passive Rechnungsabgrenzung 30 G
Mehrwertsteuer wird entweder mit Lieferung oder Leistung oder aber mit der Zahlung des Betrages fällig. Da die Zahlung schon erfolgte, ist sie also schon an das Finanzamt abzuführen:
per 3806 Umsatzsteuer 10 % 3 G
an 1600 Kasse 3 G
Im Ergebnis erhalten wir zum Jahresende folgende Bilanz:
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Im darauffolgenden Jahr erscheint Adelheid. Peter ist überglücklich, dass seine geliebte Freundin wieder da ist. Im Juni können sie auch beginnen, dass Adelheid auf der gepachteten Wiese am Ortsrand von Maienfeld übt, die Geißen zu hüten. Jeden Tag holen sie auch Schemel und Eimer und Adelheid fängt an, das Melken zu üben. Dann greift Adelheid beherzt an die Zitzen und der Geissenpeter muss die Geiß jedesmal festhalten, damit sie nicht davonspringt. Daraufhin entschuldigt sich Adelheid immer bei der Geiß, dass sie ständig kalte Hände hat, jedoch nichts dafür könne.
Da nun die Leistung des Bauern in der Überlassung der Wiese begonnen hat, kann er nun den passiven Rechnungsabgrenzungsposten auflösen. Der Buchungssatz lautet dazu:
per 3900 Passive Rechnungsabgrenzung 10 G
an 4000 Umsatzerlöse 10 G
Natürlich sind Adelheid und der Geissenpeter auch im Juli und August auf der Wiese, um das Hüten und Melken zu üben. Adelheid versucht nun ihre Hände mittags am Ofen in der Küche aufzuwärmen, bevor die mit dem Melken beginnt. Manchmal kommen auch die kleinen Geißlein und schauen ihr beim Üben zu. Wenn sie dann mit traurigen Augen zuschauen, wie die Milch in den Eimer fließt, dreht Adelheid die Geißlein um und erklärt ihnen, dass die Berge auch toll ausschauen oder zeigt ihnen einen Schmetterling.
Der Bauer wiederholt nun den Buchungssatz aus dem Juni im Juli und August, so dass im August der passive Rechnungsabgrenzungsposten vollständig aufgelöst wird. Danach schaut die Bilanz folgendermaßen aus:
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Dazu folgt die Gewinn- und Verlustrechnung mit folgenden Werten:
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