Verarbeitung der Rohstoffe

Auf dem Ofen stand ein dampfender Topf. Åge sah gebannt auf das kochende Wasser. Vom Wasser umringt stand darin ein kleiner Becher. Anna vermischte darin Öl mit kleinen Stückchen Bienenwachs, die nun langsam zu schmelzen begannen. Das Öl stand die letzten Wochen in einem mit Ringelblumenblüten gefüllten Krug auf einem kleinen Tisch in der Ecke. Nun sollte daraus eine Salbe zur schnellen Heilung von Zerrungen, Quetschungen und Blutergüssen werden, die sich die Leute immer wieder beim Holzfällen zuzogen.

Materialaufwand aus Vorräten buchen

Åge setzte sich an den Tisch und beugte sich über seine Bücher. „Das Öl und das Wachs hatten wir in den Lagerbestand gebucht. Jetzt ist ein Teil davon verbraucht worden. Damit müssen wir den Lagerbestand reduzieren und den Verbrauch der Materialien als Materialaufwand erfassen. Wieviel vom Öl und dem Wachs hast Du denn verarbeitet?“ „Ja –, das waren vier mal ein halbvoller Becher, also so ungefähr 300 ml vom Öl und etwa ein Zehntel vom Wachs.“ „So ungefähr …“, Åge holte tief Luft, „ – dann rechne ich mal beim Öl mit einem Wert von ‚so ungefähr‘ 2 G und beim Bienenwachs sind das wohl ungefähr 20 g im Wert von ebenfalls 2 G.“ „Wenn ich eine Waage und einen Messbecher hätte, könnte ich es ganz penibel messen und wiegen, Herr Buchhalter!“, motzte Anna. Irritiert schaute Åge Anna mit großen Augen an. „Entschuldigung! Ich habe ja gar nichts gesagt!“, entgegnete er kleinlaut, „Es wäre aber schon gut, wenn wir die Materialien korrekt messen und erfassen könnten.“ Nachdem Anna ihm daraufhin versprochen hatte, recht bald eine Waage und Messbecher zu kaufen, stellte er den Buchungssatz auf:

per 5000 Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 4 G
an 1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 4 G

SKR03 SKR04 SKR07 EKR KMU

„Die Rohstoffe gehen in den Verbrauch und kommen aus dem ‚Lager‘. Der Wert auf dem Konto für den Verbrauch an Rohstoffen muss steigen, der Wert auf dem Konto der Vorräte auf der Aktivseite muss kleiner werden. Damit steht der Verbrauch der Materialien, also der Materialaufwand, im Soll, die Vorräte bzw. der Bestand an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen steht im Haben.“ Åge nahm einen Schluck vom Anistee, den Anna ihm hingestellt hat. Sie hat extra einen Löffel voll Zucker hineingetan, um seine Stimmung wieder aufzuhellen.

Sie sprachen dann darüber, dass das Konto „5000 Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe“ ein Erfolgskonto ist. Es steht in der Gewinn- und Verlustrechnung, misst den Verbrauch von Rohstoffen in der Produktion und hat deswegen keinen Anfangsbestand. Das Konto „1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (Bestand)“ ist dagegen ein Bestandskonto. Dieses ist in der Bilanz auf der Aktivseite zu finden und misst den Lagerbestand der Rohstoffe. Das Lager war zwar am Anfang leer, aber es wies trotzdem einen Anfangsbestand, in diesem Fall von 0 auf.

Åge zeigte nun den neuen Stand in der Bilanz. Hier waren nun sowohl die Vorräte als auch der Eigenkapital über den Jahresfehlbetrag um 4 G gesunken:

SKR03 SKR04 SKR07 EKR KMU

In der Gewinn- und Verlustrechnung war nun der Materialaufwand von 4 G zu finden, der zur Herstellung der Salbe nötig war:

Åge steckte zufrieden die Feder zurück ins Tintenfass, als die Kirchturmuhr fünf Uhr schlug. Er machte sich auf einmal auf, da er von den heimkehrenden Holzfällern noch Brennholz kaufen wollte. Er verabschiedete sich von Anna, während er den Mantel überzog. Auch Anna musste nun bald los. Sie bezog ihr Einkommen noch immer aus Gelegenheitsarbeiten als Näherin oder Küchenhilfe in der Gastwirtschaft. Sie hoffte dabei natürlich auch, dass sie sich einen guten Ruf erarbeiten konnte, wenn sie kleine Schnittwunden oder Verbrennungen versorgte, damit sie möglichst bald auf eigenen Füßen stehen konnte.