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Monat:   02
Jahr: 01

Verbuchung von Fertigwaren

In der Ferne sah Åge zwei bekannte Schatten einem Fuhrwagen ausweichen. Um 10 Uhr sollte er beim Haus des Schneiders sein, wo Anna eine Kammer gemietet hatte, damit sie die Buchführung mit der Buchung von Fertigwaren fortsetzen konnten. Tags zuvor hatten sie ihre Arbeit unterbrochen, nachdem der Verbrauch der Rohstoffe verbucht war. Åge zog den Kragen seines Mantels stärker zusammen als eine kalte Windböe ihm Schnee ins Gesicht blies. Anna und Thorolf hatten schon die Haustür erreicht. Anna wartete draußen, während ihr Bruder eine Kiepe voll Holz in ihre Kammer trug.

Kurz darauf stand Åge am Ofen und ließ die warme Luft an seinem Rücken entlang steigen. Thoralf stand am Fenster und schaute abwechselnd hinaus auf die tanzenden Schneekristalle und auf Åge, während Anna Holundertee bereitete und das Thema auf die Fertigwaren lenkte.

Fertigwaren und Bestandsveränderungen buchen

„Genauso, wie wir die Rohstoffe mit den Einkaufskosten als Lagerbestand erfasst haben,“ begann Åge, „werden wir natürlich auch die Fertigwaren als Verräte erfassen. Der Wert sind in diesem Falle aber die Herstellungskosten. Diese umfassen neben den Einkaufskosten der Rohstoffe auch Kosten für die erbrachte Arbeitsleistung und andere Kosten der Fertigung. Neben dem Buch liegt ein Blatt Papier auf dem Tisch, auf dem ich einmal die Herstellungskosten für die Ringelblumensalbe berechnet habe. Ich komme hier auf 2 G à 100 g, also 6 G für die gefertigten 300 g. Von diesen 6 G stammen 4 G aus den Rohstoffen, die wir gestern buchhalterisch schon aus dem Lager entnommen haben. Die übrigen 2 G sind für die Arbeitsleistung, die wir für die Herstellung der Salbe ansetzen müssen. Normalerweise kämen hier natürlich noch Kosten für Brennstoffe, Transportkosten beim Einkauf und ähnliches hinzu.“

1100 Fertige Erzeugnisse und Waren (Bestand)
Soll Haben
300 g Ringelblumensalbe6
  
Saldo6
6 6

„Wenn wir nun den zugehörigen Buchungssatz aufstellen, ist die Soll-Seite recht einfach.“, setzte Åge fort. „Ja, die Salbe geht ins Lager, also haben wir im Soll die Vorräte. Aber im Haben? Die Salbe kommt ja nun aus der Produktion, bzw. stammt aus Rohstoffen und geleisteter Arbeit.“, entgegnete Anna. „Genau so ist es. Dafür werden wir eine Position namens Bestandsveränderung verwenden. Diese wird zusammen mit den Umsatzerlösen die erbrachte Arbeitsleistung beinhalten. Die Bestandsveränderung wird eigentlich den Lagerauf- und -abbau mit selbst erzeugten Produkten anzeigen. Dazu werden darüber fertige Waren, wie die Ringelblumensalbe, aber auch selbst erstellte Zwischenprodukte gebucht werden, wie der Ringelblumenextrakt, den du selbst herstellst, aber nicht verkaufst, sondern bspw. für die Salbe weiterverarbeitest.“

„Wir können also den Buchungssatz aufstellen.“, stellte Åge fest:

per 1100 Fertige Erzeugnisse und Waren 6 G
an 4800 Bestandsveränderungen - fertige Erzeugnisse 6 G

SKR03 SKR04 IKR SKR07 EKR KMU

Åge tauchte die Feder in die Tinte und begann den Buchungssatz in den Konten zu erfassen.

4800 Bestandsveränderungen - fertige Erzeugnisse
Soll Haben
Saldo6
  
300 g Ringelblumensalbe6
6 6

Was gehört alles zu den Vorräten?

„Der Bestand der Vorräte hat sich nun um 6 G erhöht.“, fuhr Åge fort und zeigte auf das Konto der Bestandsveränderungen. Jetzt wandte Thorolf, dass Anna ja gar kein Lager habe und er das mit dem Bestand deshalb nicht so recht verstehe. Darauf erläuterte Åge, dass im Bestand alle Rohstoffe und Waren zu erfassen sind, die einem Unternehmen gehören, vom Zeitpunkt des Einkaufs bis zum Verkauf. Dabei ist es egal, ob sich diese Rohstoffe und Waren noch auf dem Transport auf einem Wagen oder Schiff, irgendwo in der Produktion, im eigenen Laden oder eben in einem Lager befinden. Praktisch wird man dies nur selten hundertprozentig hinbekommen. Rohstoffe werden oft erst erfasst, wenn sie in der Warenannahme im Lager ankommen. Dies ist zwar meist korrekt, passt aber bei eigener Abholung der Rohstoffe normalerweise nicht. Die Rohstoffe in der Produktion werden meist aus dem Bestand ausgetragen, wenn sie das Lager verlassen, nicht, zum exakten Verarbeitungszeitpunkt. Genauso werden fertige Waren erst erfasst, wenn sie ins Lager hineinkommen. Sie werden dann meist wieder aus dem Bestand ausgebucht, wenn sie das Lager wieder verlassen. Das passt typischerweise bei Kunden, die die Waren selbst abholen, aber nicht bei denen, die sie geliefert bekommen. Diese Ungenauigkeiten werden dann entweder zum Jahresabschlusse korrigiert oder so belassen, wenn sie für den Gesamtwert der Bestände unbedeutend klein sind.

Bilanz und GuV

Durch die Verbuchung der fertigen Waren steigen die Vorräte über den vorherigen Stand von 27 G hinaus. Fertige Waren sind normalerweise wertvoller als nur die verarbeiteten Rohstoffe, da auch Arbeitsleistung enthalten ist. Dadurch steigt auch der Warenwert übder den Wert der enthaltenen Rohstoffe.

Bilanz mit Fertigwaren
Aktiva Passiva
Anlage­vermögen0
Umlauf­vermögen490,00
Vorräte29,00
1000 Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe23,00
1100 Fertige Erzeugnisse und Waren6,00
Forderungen und sonst. VG5,40
1406 Vorsteuer, volle MwSt.5,40
Schecks, Kassen­bestand, Bank­gut­haben457,60
1600 Kasse457,60
Rechnungs­abgrenzungs­posten0
  
Eigen­kapital486,00
2580 Privateinlagen0,00
Gezeichnetes Kapital500,00
2000 Festkapital500,00
Jahresfehlbetrag-8,00
Rück­stellungen0
Verbindlich­keiten0
Rechnungs­abgrenzungs­posten0
492,00 492,00

SKR03 SKR04 IKR SKR07 EKR KMU

Åge schob die Gewinn- und Verlustrechnung in die Richtung von Anna: „Die Bestandsveränderungen sind ein Bestandteil der betrieblichen Leistung. Sie entsprechen dem zugehörigen Materialaufwand und Aufwand für Löhne. Löhne sind hier jetzt allerdings nicht zu sehen, weil die Arbeitsleistung vom Eigentümer und nicht von einem Arbeiter erbracht wurde. Die Vergütung des Eigentümers ist der Jahresüberschuss, mit dem sowohl sein Kapitaleinsatz als auch seine Arbeitsleistung abgegolten wird.“

Gewinn- und Verlustrechnung nach Buchung der Bestandsveränderungen
+4800 Bestandsveränderungen fertige Waren6
+Bestandsveränderungen6
+betriebliche Leistung6
-5000 Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe4
-Materialaufwand4
-6430 Sonstige Abgaben10
-sonstige betriebliche Aufwendungen10
=Jahresfehlbetrag-8

Nachdem sie die Buchungen abgeschlossen hatten, erzählten sie noch eine Weile und tranken ihren Tee aus. Anna wollte als nächstes die Salbe verkaufen. Sie wollte sich dazu aber noch eine Waage von einem der Kaufleute im Ort mieten. Außerdem hatte sie schon beim Schmied angefragt, um sich dort eine eigene Waage fertigen zulassen. Åge schlug dann noch vor, sich in Tyringen kleine Gläser fertigen zu lassen. Dann konnte sie die Salben auch auf dem Markt verkauft werden, ohne dass die Kunden eigene Gefäße mitbringen mussten.