Monat: | 01 | |
Jahr: | 01 |
Eine weiße Decke lag auf den Häusern und Straßen. Weiße, von einem dunklen Schimmer durchzogene Eiszapfen säumten die Dächer. Durch die mit tanzenden Schneeflocken gefüllte Luft stapften drei dunkle Schatten. Åge umkrampfte einen Henkel von Annas Geldtruhe. Auf der anderen Seite schritt Thorolf, Annas Bruder. Anna stapfte flink hinter der Truhe her, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ein dicker Schal verdeckte ihren zusammengekniffenen Mund. Soeben saßen die Drei noch im warmen Büro des Notars, wo das vorhandene Festkapital gezeigt und notiert wurde. Annas kleine Firma wird mit der Registrierung nun zu einer GmbH.
Eine Weile später stand Anna in ihrem Zimmer und hielt die Hände über den warmen Ofen. Thorolf saß am Tisch und rührte in einem Sud mit Pfefferminze um Tee zuzubereiten. Åge saß gegenüber vor einem Buch und beschrieb Buchungssätze.
„Der Betrag in den Privateinlagen kann nun auf das Konto ‚Grundkapital‘, ‚Festkapital‘ oder ‚Stammkapital‘ gebucht werden, je nachdem, wie dieses Konto gerade genannt wird, bzw. auch abhängig von der Gesellschaftsform. Für den Buchungssatz müssen wir fragen, wo der Betrag hingeht, das wäre das Soll und das sind die Privateinlagen. Und wo kommt der Betrag her? Das wäre das Haben und das wäre das Konto ‚Festkapital‘. Alternativ kann man sich auch überlegen, was weniger und was mehr wird. Die Privateinlagen müssen sinken und stehen auf der Passiva. Sie stehen also auf der rechten Seite, wodurch auch Anfangsbestand und betragerhöhende Buchungen rechts stehen. Daher muss der Betrag auf die linke Seite, also ins Soll. Das Grundkapital muss steigen und steht ebenfalls auf der Passiva. Daher steht dort der Betrag rechts, also im Haben. Wir haben damit den Buchungssatz:“
per 2580 Privateinlagen
an 2000 Festkapital
Thorolf schaute auf Åge, dann auf Anna. Er wusste, Anna hört zwar zu, aber die nächste halbe Stunde wird sie regungslos und wortlos am Ofen stehen. Gerade einmal den warmen Tee wird sie anrühren, wenn überhaupt. Åge füllte die Konten:
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Auf dem Konto „Privateinlagen“ befindet sich schon die ursprüngliche Einzahlung der Einlage bei Gründung der Firma. Diese Einlage wird durch die Registration als GmbH über den Notar in Festkapital umgewandelt und daher innerhalb des Eigenkapitals umgegliedert. Durch die Umgliederung wird das Konto „Privateinlagen“ ausgeglichen. Der Saldo ist dann Null. Die Gegenposition zu dieser Buchung finden wir auf dem Konto „Festkapital“. Dieses Konto hat nach der Umbuchung einen Saldo von 500 G.
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Da beide Konten zum Eigenkapital gehören, bleibt das Eigenkapital selbst unverändert. Für einen Dritten ändert sich aber die Einschätzung über das Unternehmen. Eine Einlage kann jederzeit wieder aus dem Unternehmen entnommen werden. Wird diese aber in Festkapital umgewandelt, muss erst eine Kapitalherabsetzung mit entsprechenden rechtlichen Beschränkungen durchgeführt geführt werden, bevor dieser Betrag aus einem Unternehmen entnommen werden kann. Die Sicherheit für Darlehensgeber steigt also.
Die Bilanz schaut anschließend folgendermaßen aus:
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Thorolf schaute gespannt dabei zu, wie Åge die Buchungen notierte. Er verstand es zwar kaum, aber es sah interessant aus. Anschließend stand er auf, holte drei Becher und schenkte Tee ein. Åge bedankte sich und schaute dann wieder zufrieden auf seine Buchungen. Anne starrte noch stets auf ihre kalten Hände und verharrte weiter regungslos am Ofen.