Net Working Capital - Beispiel 5: Erhöhung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Nachdem nun die Kunden mit einem schlechten Zahlungsverhalten auf die schwierige wirtschaftliche Situation reagiert haben, folgt das Unternehmen nun nach. Auch hier werden die Rechnungen erst nach einer Weile bezahlt, teilweise erst nach der ersten und zweiten Mahnung.
Bilanz – Erhöhung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen:
Aktiva | | Passiva |
Anlagevermögen | 1 000 |
Umlaufvermögen | 1 190 |
| Vorräte | 500 | |
| Forderungen (LuL) | 280 | |
| sonstige Forderungen | 210 | |
| Zahlungsmittel | 200 | |
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Eigenkapital | 400 |
Fremdkapital | 1 790 |
| Rückstellungen | 350 | |
| Darlehen | 500 | |
| kfr. Verb. ggü. Kreditinstituten | 150 | |
| erhaltene Anzahlungen | 0 | |
| Verbindlichkeiten (LuL) | 190 | |
| sonstige Verbindlichkeiten | 600 | |
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2 190 | | | 2 190 |
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Es gibt einige Unternehmen, bei denen Zahlungen von Rechnungen gern auch einmal in den kommenden Monat verschoben werden, um erhöhte Zahlungsmittelbestände bspw. in Quartals- und Geschäftsberichten zu zeigen. Da dies aber ein allgemein übliches Verfahren in schlechten finanziellen Situationen ist, sollte sich kein Bänker oder Eigentümer durch solche Maßnahmen noch täuschen lassen können. Allerdings erreicht das Unternehmen durch eine solche Maßnahme faktisch auch ein kurzfristiges Darlehen bei den Lieferanten, für das üblicherweise keine Zinsen zu zahlen sind. Die Lieferanten können und werden sich erst einmal auch nicht dagegen wehren, dass deren Kunden sich über diese als Lieferantendarlehen bezeichnete Variante finanzieren und sich über ausstehende Zahlungen kurzfristig Geld bei ihnen beschaffen. Allerdings zeigt die Praxis, dass der eine oder andere Lieferant auch durchaus mal auf Vorkasse umstellt, wenn die pünktliche Zahlung nicht so klappt.
Gewinn- und Verlustrechnung – Erhöhung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen:
+ | Umsatzerlöse | 2 250 |
+ | Bestandsveränderungen | 0 |
= | betriebliche Leistung | 2 250 |
- | Materialaufwand | 840 |
- | Personalaufwand | 970 |
- | andere Aufwendungen | 140 |
- | Abschreibungen | 200 |
= | Betriebsergebnis (EBIT) | 100 |
- | Zinsen | 40 |
= | Jahresüberschuss | 60 |
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Das Net Working Capital ist auf 50 G gesunken. Der weiter gestiegene Fremdkapitalbestand hat die Eigenkapitalquote auf mittlerweile 18 % sinken lassen. Die übrigen Kennzahlen sind weiter auf ihrem Niveau verblieben, da sich vor allem auch die Gewinn- und Verlustrechnung nicht verändert hat.
Kennzahlen:
Working Capital | 250 |
Net Working Capital | 50 |
Liquidität 3. Grades | 127 % |
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Eigenkapitalquote | 18 % |
Eigenkapitalrendite | 15 % |
Gesamtkapitalredite | 4,6 % |
Umsatzrendite | 2,7 % |
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WC / Umlaufvermögen | 21 % |
Δ Net Working Capital | -100 |
Cash Flow nach Dividente | 100 |
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Der Fortbestand der weiter schwierigen wirtschaftlichen Situation zeigt sich immer noch kaum in den hier dargestellten Kennzahlen. Das eigentliche Risiko, das das Unternehmen hier eingeht, ist durch die Kennzahlen auch erst einmal nicht erfassbar. Die Beziehungen zu den Lieferanten drohen sich nun zu verschlechtern, weil das Unternehmen begonnen hatte, sich auf deren Kosten zu finanzieren. Auswirkungen wird man erst dann in den Zahlen sehen, vor allem in steigenden Aufwand, wenn die Lieferanten das Risiko in den Preisen abbilden, u. a. auch weil sie bspw. weniger bereit sind, Rabatte zu gewähren. Noch deutlichere Auswirkungen wären natürlich sichtbar, wenn die Lieferanten beginnen, auf Vorkasse umzustellen.