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Net Working Capital - Beispiel 2: Produktion auf Lager

Das Unternehmen kommt nun unverhofft in eine wirtschaftlich schwierige Situation. Auf dem Markt gibt es eine Krise und die Kunden werden zurückhaltend. Sie brauchen länger, um eine Kaufeintscheidung zu treffen und verzichten auf einmal häufiger auf den Kauf bestimmter Waren. Der Umsatz des Unternehmens geht in Folge dessen um 6¼ % zurück. Das Unternehmen will oder kann auf die Situation jedoch nicht mit einer niedrigeren Produktion reagieren.

Bilanz – Produktion auf Lager:
Aktiva Passiva
Anlage­vermögen1 000
Umlauf­vermögen1 000
Vorräte500
Forderungen (LuL)187
sonstige Forderungen210
Zahlungsmittel103
  
Eigen­kapital400
Fremd­kapital1 600
Rück­stellungen350
Darlehen500
kfr. Verb. ggü. Kreditinstituten50
erhaltene Anzahlungen0
Verbindlichkeiten (LuL)100
sonstige Verbindlichkeiten600
2 0002 000

Solche fehlenden Reaktionen kommen gar nicht so selten vor. Dies kann an fehlender Transparenz innerhalb des Unternehmens liegen, weil bspw. ein funktionierendes Controlling fehlt. Es kann aber auch daran liegen, dass die Abstimmung zwischen den Bereichen nicht funktioniert. Einige Unternehmer setzen aber auch auf ihre Hoffnung, dass der Markt wieder besser wird und fehlende Verkäufe nachgeholt werden. Als Ergebnis steigt der Lagerbestand, weil ein Teil der Waren zwar produziert aber nicht verkauft wird. Dies bezeichnet man als auf Lager produzieren.

Gewinn- und Verlustrechnung – Produktion auf Lager:
+Umsatzerlöse2 250
+Bestands­veränderungen150
=betriebliche Leistung2 400
-Materialaufwand930
-Personalaufwand1 000
-andere Aufwendungen180
-Abschreibungen200
=Betriebsergebnis (EBIT)90
-Zinsen30
=Jahresüberschuss60

Im ersten Moment geht für das Unter­nehmen auch nicht einmal das Ergebnis, also der Jahres­über­schuss, groß zurück. In unserem Beispiel sogar gar nicht. Der Materialaufwand steigt, da die Bestandveränderungen mit Herstellungskosten bewertet sind und dadurch die Produktion steigen muss, wenn der fehlende Umsatz ausgeglichen werden soll. Dies wird über die anderen Aufwendungen aber ausgeglichen. Meist trifft dies dann die Reparaturen oder das Marketing. Der Zahlungsmittelbestand zurück, da ohne dem Verkauf der Waren natürlich auch kein Geld ins Unternehmen kommt. Die niedrigeren Umsatzerlöse wirken sich ebenfalls auf die Forderungen aus Lieferung und Leistungen aus, weil es ja jetzt auch weniger Kunden gibt, denen eine Rechnung gestellt wird.

Kennzahlen:
Working Capital250
Net Working Capital148
Liquidität 3. Grades133 %
 
Eigenkapitalquote20 %
Eigenkapitalrendite15 %
Gesamtkapitalredite4,5 %
Umsatzrendite2,7 %

WC / Umlauf­vermögen25 %
Δ Net Working Capital+138
Cash Flow nach Dividente-138

Bei der Betrachtung der Kennzahlen, bleibt das Working Capital erst einmal unverändert. Das Net Working Capital hingegen steigt, und zwar genau in der Höhe, wie der Zahlungsmittelbestand sinkt. Die Umsatzrendite steigt leicht wegen des niedrigeren Umsatzes, die anderen Kennzahlen bleiben gleich.