Net Working Capital - Beispiel 3: Erhöhung der kurzfristigen Darlehen bei der Bank
Die Geschäftsführung hat nun festgestellt, dass die niedrigeren Umsätze wohl erst einmal noch etwas auf diesem Niveau bleiben werden und der Geldbestand bei der Bank bedenklich niedrig ist. Als Konsequenz wurde bei der Hausbank ein kurzfristiges Darlehen aufgenommen.
Bilanz – Erhöhung der kurzfristigen Darlehen:
Aktiva | | Passiva |
Anlagevermögen | 1 000 |
Umlaufvermögen | 1 090 |
| Vorräte | 500 | |
| Forderungen (LuL) | 187 | |
| sonstige Forderungen | 210 | |
| Zahlungsmittel | 193 | |
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Eigenkapital | 400 |
Fremdkapital | 1 690 |
| Rückstellungen | 350 | |
| Darlehen | 500 | |
| kfr. Verb. ggü. Kreditinstituten | 150 | |
| erhaltene Anzahlungen | 0 | |
| Verbindlichkeiten (LuL) | 90 | |
| sonstige Verbindlichkeiten | 600 | |
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2 090 | | | 2 090 |
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Die Geschäftsleitung nimmt an, dass die Krise am Markt nur von kurzer Dauer ist und bald bestimmt wieder alles gut wird. Gleichzeitig hat die Geschäftsleitung aber auch festgestellt, dass eine Weiterführung der Produktion auf dem alten Niveau zu einem neuen Engpass der Liquidität führen wird und die Produktion leicht gedrosselt. Dadurch sinkt der Materialaufwand. Da nun weniger bei den Lieferanten eingekauft wird, sinken auch die Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung. Zudem wurde auf Neueinstellungen verzichtet und dadurch der Personalaufwand auf 970 G gesenkt. Um das Ergebnis von 60 G wieder zu erreichen, wurde außerdem in den anderen Aufwendungen gespart. Dies wird sehr gern getan, weil hier sehr schnell die Kosten gesenkt werden können. Meist trifft es bspw. Aufwendungen für Werbe- und Marketingmaßnahmen. Die langfristigen Nachteile, die solche Schritte mit sich bringen, werden meist übersehen oder ignoriert.
Gewinn- und Verlustrechnung – Erhöhung der kurzfr. Darlehen:
+ | Umsatzerlöse | 2 250 |
+ | Bestandsveränderungen | 0 |
= | betriebliche Leistung | 2 250 |
- | Materialaufwand | 840 |
- | Personalaufwand | 970 |
- | andere Aufwendungen | 140 |
- | Abschreibungen | 200 |
= | Betriebsergebnis (EBIT) | 100 |
- | Zinsen | 40 |
= | Jahresüberschuss | 60 |
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Das Net Working Capital sinkt nun auf 57 G. Es sinkt in dem Maße, wie der Zahlungsmittelbestand steigt. Die übrigen Kennzahlen ändern sich nur wenig. Änderungen in dieser Größenordnung würden bei einem realen Unternehmen kaum auffallen, da die regulären Schwankungen im laufenden Geschäftsbetrieb meist größer sind.
Kennzahlen:
Working Capital | 250 |
Net Working Capital | 57 |
Liquidität 3. Grades | 130 % |
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Eigenkapitalquote | 19 % |
Eigenkapitalrendite | 15 % |
Gesamtkapitalredite | 4,8 % |
Umsatzrendite | 2,7 % |
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WC / Umlaufvermögen | 23 % |
Δ Net Working Capital | -90 |
Cash Flow nach Dividente | 90 |
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Ob die gesamte Entwicklung nun positiv oder negativ zu werten ist, ist sehr schwer einschätzbar. Auf der einen Seite hat das Unternehmen seine Liquidität und Ertragsfähigkeit wieder hergestellt und hat damit auch für die Zukunft den notwendigen Handlungsspielraum, um weiter wirtschaften zu können. Auf der anderen Seite werden gerade mit den Einsparungen in den Marketing- und Werbemaßnahmen Schäden in Kauf genommen, die langfristig wirken und nur schwer erkennbar sind. Das kurzfristige Darlehen hat außerdem nur einen kurzen Zeitaufschub gegeben, denn die Situation muss gelöst werden, bis das Darlehen zurückgezahlt wird. Natürlich kann auch das kurzfristige Darlehen durch ein neues kurzfristiges Darlehen abgelöst werden. Dies wird jedoch meist mit dauerhaft höheren Zinsen und vor allem auch Zinssätzen erkauft, weil nun durch das zusätzliche Darlehen das Risiko für die Bank steigt und dies über die Zinssätze ausgeglichen wird.