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Net Working Capital - Beispiel 4: Erhöhung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Die andauernde schwierige Marktsituation hat nun langsam auch Auswirkungen auf die übrigen Marktteilnehmer. Die Kunden, die auf die Waren des Unternehmens verzichten konnten und wollten, sind schon vom Markt verschwunden. Die übrigen Kunden reagieren nun mit einer sinkenden Zahlungsmoral, weil sie nicht auf die Waren verzichten wollen und hoffen, dass deren schwierigere finanzielle Situation sich in kurzer Zeit wieder verbessert. Dadurch steigen die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.

Bilanz – Erhöhung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen:
Aktiva Passiva
Anlage­vermögen1 000
Umlauf­vermögen1 090
Vorräte500
Forderungen (LuL)280
sonstige Forderungen210
Zahlungsmittel100
  
Eigen­kapital400
Fremd­kapital1 690
Rück­stellungen350
Darlehen500
kfr. Verb. ggü. Kreditinstituten150
erhaltene Anzahlungen0
Verbindlichkeiten (LuL)90
sonstige Verbindlichkeiten600
2 0902 090

Als Folge dessen sinkt wiederum der Bestand der Zahlungsmittel. Weitere Auswirkungen hat diese Reaktion der Kunden erst einmal nicht. Allerdings muss das Unternehmen nun aufpassen, dass sich dieser Effekt nicht verstärkt. Eine Folge können auch erhöhte Zahlungsausfälle sein. Kunden melden Insolvenz an und die Gelder für die gelieferten Waren können nicht mehr eingebracht werden. In diesem Fall würden die Forderungsverluste steigen.

Gewinn- und Verlustrechnung – Erhöhung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen:
+Umsatzerlöse2 250
+Bestands­veränderungen0
=betriebliche Leistung2 250
-Materialaufwand840
-Personalaufwand970
-andere Aufwendungen140
-Abschreibungen200
=Betriebsergebnis (EBIT)100
-Zinsen40
=Jahresüberschuss60

Nach der Berechnung der Kennzahlen hat sich nun nur das Net Working Capital verändert. Die übrigen Kennzahlen zeigen noch ein unveränderte Situation. Das Net Working Capital deutet auf eine Änderung im Umlaufvermögen bzw. bei den kurzfristigen Verbindlichkeiten hin.

Kennzahlen:
Working Capital250
Net Working Capital150
Liquidität 3. Grades130 %
 
Eigenkapitalquote19 %
Eigenkapitalrendite15 %
Gesamtkapitalredite4,8 %
Umsatzrendite2,7 %

WC / Umlauf­vermögen23 %
Δ Net Working Capital+93
Cash Flow nach Dividente-93

Erst der Blick in die Bilanz verrät das angestiegene Risiko für das Unternehmen, das durch die sinkende Zahlungsmoral der Kunden entstanden ist. Aber auch hier sind nur Hinweise auf mögliche Probleme sichtbar. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen könnten genauso gut auch aus einer verschlechterten Fähigkeit Zahlungsrückstände einzutreiben entstanden sein, ohne dass sich das Verhalten der Kunden geändert hat. Auch die Gewinnung von Großkunden, mit denen man Ratenzahlung vereinbart hat, können die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen ansteigen lassen. Dies sollte sich dann aber auch wieder in den Umsatzerlösen wiederspiegeln.